Die Zukunft von Microsoft Office für Mac

Im Herbst 2007 will Softwarehersteller Microsoft eine neue Version von Office für Macintosh-Computer veröffentlichen. Das wäre eigentlich ein Grund zur Freude, wenn die Details, die bereits über Veränderungen in dieser neuen Version bekannt geworden sind, nicht so unerfreulich wären. Warum Zarb mit künftigen Office-Versionen für Macintosh nicht kompatibel sein wird und was Mac-BenutzerInnen allgemein davon zu erwarten haben, darüber will ich im Folgenden schreiben.

In der kommenden und allen nachfolgenden Office-Versionen für Macintosh wird die Programmiersprache VBA (Visual Basic for Applications), mit der die Funktionalität der einzelnen Office-Komponenten erweitert werden kann (wie Zarb es in Word tut), nicht mehr unterstützt. Damit wird Zarb die Funktionsgrundlage unter Microsoft Office für Mac entzogen, denn sämtliche Zarb-Funktionen sind in VBA programmiert.

Konsequenzen für Zarb

Die einzige Möglichkeit für uns, Zarb kompatibel mit dem zukünftigen Office für Mac zu machen, wäre eine komplette Neuprogrammierung in einer anderen Programmiersprache: AppleScript. AppleScript wird aber ausschließlich auf Macintosh-Computern unterstützt, so dass wir die Windows- und die Mac-Version von Zarb zukünftig parallel und also mit doppeltem Aufwand entwickeln müssten.

Dieser Aufwand ist zu groß, um wirtschaftlich rentabel zu sein. Wir werden daher die Weiterentwicklung von Zarb für Microsoft Office für Mac nach der aktuellen Version Zarb 4 einstellen.

Stattdessen werden wir unsere Bemühungen im Jahr 2007 darauf richten, eine Zarb-Version für die kostenlose Textverarbeitungssoftware OpenOffice (herunterladbar unter openoffice.org) zu erstellen, die unter den drei am weitesten verbreiteten Betriebssystemen Windows, Macintosh und Linux gleichermaßen lauffähig ist und von der Funktionalität her vergleichbar mit Microsoft Office ist. Auch dafür ist eine Neuprogrammierung von Zarb erforderlich, aber die systemübergreifende Einsetzbarkeit von OpenOffice, seine zunehmende Verbreitung und die kostenlose Anschaffung gewährleisten – davon gehen wir aus – langfristig die Rentabilität.

Was bedeutet dies kurzfristig?

Die aktuelle Version Office:mac 2004 und die Vorgängerversion Office v.X für Mac sind von der Einstellung der VBA-Unterstützung nicht betroffen, auf ihnen bleibt Zarb unverändert lauffähig. Wir empfehlen Ihnen daher, Ihr bestehendes Office:mac 2004 solange weiterzuverwenden wie irgend möglich und nicht zu aktualiseren, wenn Sie Ihre vorhandene Zarb-Version weiterhin nutzen wollen. Falls Sie ein älteres Office v.X für Mac verwenden, empfehlen wir, es durch Office:mac 2004 zu ersetzen, solange dieses noch erhältlich ist (voraussichtlich bis zum Erscheinen der neuen Version von Office für Mac Ende 2007).

Die aktuellen und zukünftigen Versionen von Microsoft Office für das Windows-Betriebssystem sind nicht von der Veränderung betroffen, ggf. können Sie Zarb also unter Windows einsetzen.

Was bedeutet dies längerfristig?

Mit der vollständigen Einstellung der VBA-Unterstützung hat Microsoft nach Expertenmeinung (die wir teilen) deutlich gemacht, dass es mittelfristig kein Interesse an der Weiterentwicklung von Office für Mac hat.

Denn zwei Aspekte der Office-Software waren ursprünglich maßgeblich für den Erfolg von Microsoft Office verantwortlich: Die systemübergreifende Funktionalität (Windows/Macintosh) und die einheitliche Programmierbarkeit der Komponenten durch VBA. Insbesondere in Großbetrieben werden die Office-Komponenten über VBA routinemäßig stark an die betrieblichen Bedürfnisse angepasst: Makros und Zusatzfunktionen spielen im Dokumenten-Austausch und Email-Verkehr, bei der Terminplanung und im Rechnungswesen, bei Projektplanungen und Präsentationen eine alltägliche Rolle. Gerade in Großbetrieben werden zudem Windows- und Macintosh-Computer parallel eingesetzt. Solche Großbetriebe, die natürlich die Hauptkundschaft für Microsoft bilden, werden durch die Einstellung der VBA-Unterstützung im neuen Office für Mac mit einem weitgehenden Verlust der Systemkompatibilität und damit mit einer enormen Erschwernis von bisher eigentlich simplen Arbeitsprozessen konfrontiert. Wie Zarb müssten alle weltweit in beliebigen Betrieben im Einsatz befindlichen Makrofunktionen doppelt programmiert werden. Damit wird der Umstieg von Office:mac 2004 auf die neue Office-Version (die noch keinen Produktnamen besitzt) unattraktiv für die allermeisten von Microsofts Großkunden sein.

Microsoft ist offenbar bereit, den zu erwartenden Einnahmen-Einbruch hinzunehmen, was darauf hindeutet, dass mittelfristig überhaupt keine neuen Versionen von Office für Mac mehr veröffentlicht werden sollen – schlechte Aussichten für die Austauschbarkeit von Dokumenten zwischen verschiedenen Betriebssystemen. Und diese Systemkompatibilität wird ja immer wichtiger, wie Sie selbst vielleicht gut wissen: Es ist mittlerweile völlig alltäglich, dass eine Lehrerin auf ihrem privaten Macintosh-Computer Aufgabenblätter erstellt, die sie auf den Windows-Computern der Schule ausdrucken will; oder dass einer ihrer Schüler unter Linux eine Arbeit verfasst, die sowohl zentral auf Windows-Schulrechnern gespeichert, als auch privat auf beliebigen Betriebssystemen der Lehrer abrufbar sein muss.

Langfristig steht daher zu erwarten, dass alternative Office-Programme von anderen Software-Anbietern zu einer weiteren Verbreitung nicht nur in Privathaushalten und Kleinbetrieben sondern auch in Schulen, Regierungsinstitutionen und Konzernen kommen werden.

Selbstverständlich werden wir uns bemühen, die Bedürfnisse und Ansprüche unserer Kundinnen und Kunden vorausschauend zu erfüllen.

Quellen

Falls Sie Interesse daran haben, die Diskussion um Microsofts Schritt, die VBA-Unterstützung unter MacOS einzustellen, nachzuvollziehen, dann empfehle ich Ihnen folgende englischsprachige Quellen. Die letzten drei Quellen sind Blog-Einträge von Microsoft-Programmierer Erik Schwiebert, beachten Sie dort jeweils auch die Kommentare unter dem Blog-Text.

Eine Reaktion zu “Die Zukunft von Microsoft Office für Mac”

  1. Martin Rankl

    Die wirklich einzigartigen ZARB-Makros für eine plattformübergreifende Software nutzbar zu machen, ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung.
    Gerade im Bildungsbereich erfreut sich Open Office Org zunehmender Beliebtheit.
    Ich freue mich schon auf die erste Version!!!